Pisarski..................

Der polnische Adel und Kleinadel, verfaßt von Werner Zurek h Szur
Kleiner geschichtlicher Abriß zur Geschichte des polnischen Adelswesens
1000-1935

Der polnische Adel, seine Güter und seine Titel

Die Besitzer und Herren eines Dorfes, Ortes oder von Herrengütern (Panen-Güter, polonisiert: panen-guttere = adlige Besitzungen) gehörten gewöhnlicherweise dem polnischen Adel (Szlachta) an.
Schätzungsweise zählten zu Zeiten der alten Adelsrepublik zehn bis 15 % der Bevölkerung Polens zum Adel. Nicht alle diese Adeligen (Nobiles) waren reich oder wohlhabend. Ein großer Teil des niederen und unbedeutenden Landadels war wie erwähnt fast so arm wie die Bauern selbst, die das Land dieser Adeligen bestellten. Zahlreiche kleine Landadelige gingen gar selbst hinter ihrem Pflug her.

Die polnische Adelsnation vergab aus Gleichheitsgründen keine Titel und Prädikate. Die Titel der Provinzialwürden waren meist ohne Funktionen und lauteten:
Pistorius - der Schreiberpraefectus culinae (Küchenmeister), pocillator (Einschänker), incisor (Vorschneider), dapifer (Schüsselträger), subdapifer (Unterschüsselträger), pincerna (Mundschenk von der königlichen Tafel), venator (Jägermeister), gladifer und ensifer (Schwerträger), stabuli praefectus (Stallmeister), signifer (Fahnenträger) und andere.

Die im benachbarten deutschen Reich geltenden Adelsprädikate des einfachen Lehnadels, des Freiherren-, Grafen- und Fürstenstandes waren in Polen ursprünglich nicht gebräuchlich. Die Kirchenbücher und Personenstandsregister benennen jeden Adeligen vor seinem eigentlichen Namen mit Titeln, die sich je nach den sozialen Strukturen, in denen sich der Vertreter dieses Namens bewegte, unterscheiden. Die gebräuchlichsten polnischen Adelsprädikate waren

szlachetny (poln.=Adeliger/adlig) oder nobilis (lat. = Edler/Adeliger) für einen Adeligen ohne Landbesitz oder (offizielles) Amt. Die Bezeichnung
urodzony (= edel geborener) oder generosus (lat. = Edelmütiger / edel geborener) stand für einen Adeligen mit Landbesitz.

Die Bezeichnung wielmozny (poln. = Verehrungswürdiger) oder magnificus (lat.= Prachtvoller / Erhabener) stand für einen adeligen Besitzer mehrerer Dörfer und (oder) den Inhaber eines hohen bezirklichen (Regierungs-) Amtes. Den Titel
illustrissimus ac magnificus (Ausgezeichneter und auch Erhabener) hatten zumeist Magnaten und Senatoren (Ratsherren) inne.

Die Praxis der Benutzung dieser Titel beziehungsweise Anreden wechselte fortlaufend durch die Jahrhunderte hinweg und die obigen Beispiele sind etwa gültig für das 17. bis 19.Jahrhundert.
Die "szlachta" d.h. die Ritterschaft, führte nur das Prädikat "nobilis", die Herren und Magnaten führten im allgemeinen die Prädikate "generosus" und "magnificus", die Fürsten das Prädikat "celsissimus."
Titel und Prädikate, die erst später auftraten, waren das Ergebnis der Politik der Besatzungsmächte oder wurden vom Ausland adoptiert. Bezeichnungen der Adeligen wie Castelanus (Kasztelan), Capitanus (Starosta), Voivode (Wojewode), Tribunus (Wojski), Sculetus (Soltys), Subcamerarius (Podkomorzy) von Tarnow, Krakow usw., sind keine Adelstitel, verweisen aber auf Verwaltungsämter oder Regierungsstellen, die allein der Adel innehatte


In polnischen Kirchen- und Standesamtsbüchern wird der Berufsstand der eingetragenen Personen wie erwähnt nur durch ein Wort oder einen Begriff angegeben. Daher ist es angebracht, etwas weiter auszuholen, um diese Begriffe besser definieren und einordnen zu können.
Die polnische Gesellschaft, wie auch alle anderen Feudalsysteme des 19.Jahrhunderts, war in drei Hauptgruppen oder soziale Klassen aufgeteilt: Bauern, Bürger und Adel (wobei der Adel auch größtenteils den Klerus stellte). Eine Eigentümlichkeit des polnischen Adels war, daß er im Vergleich zu anderen Ländern einen hohen Bevölkerungsanteil darstellte. Die einzigen (slawischen) Länder mit noch höherem Anteil an Adeligen waren Georgien und der Kaukasus. In einigen Teilen Polens, speziell in Podlasien, Masowien, im Land Dobrzyn und in Lomza erreichte der Adel gar 30 Prozent der Bevölkerung. Daraus ergibt sich, daß viele polnische Familien adelige Vorfahren ableiten können. Dies kann trotzdem hinsichtlich eines früheren angenommenen höheren sozialen Status zu Irrtümern führen, denn viele der Adeligen lebten in schlechteren wirtschaftlichen Verhältnissen als wohlhabende oder reiche Bauern.

Als ausübende Berufsbezeichnung polnischer Adeliger wird in den schriftlichen Unterlagen gewöhnlicherweise das Wort beziehungsweise der Begriff "Erbe" (poln. = dziedzie) angegeben. Doch muß man hierzu weitere Gedanken entwickeln, um eine Feststellung des wirtschaftlichen und sozialen Status treffen zu können. Kirchenbucheinträge helfen in diesen Fällen zumeist nicht weiter. Die Zivilstandesbücher des Herzogtums Warschau (1809-1815) und von Kongreßpolen (ab 1815 russisch Polen) sind meistens hilfreicher in dieser Hinsicht, da sie mehr Informationen enthalten. So kann man solche Begriffe wie zum Beispiel "dziedzie czesci" (= Teilerbe / Teilbesitzer) antreffen, was bedeutet, daß dieser Adelige nur Besitzer eines halben Dorfes war, oder "dziedcie na lanie" (= Erbe oder Besitzer) von rund 20 Hektar.

Manchmal findet man anstatt des Wortes "dziedzie" den Ausdruck "possessor" (= Besitzer), welches ein Synonym für "dziedzie" darstellt. Um exaktere Angaben über den Landbesitz eines Adeligen zu erhalten, muß man andere Quellen als Kirchenbuch - oder Zivilstandsregister hinzuziehen. Für die Zeiten nach den Teilungen Polens (z.B. das gesamte 19.Jahrhundert), finden sich die wichtigsten Dokumente, genannt "ksiegi hipoteczne" (= Hypothekenbücher), in welchen alle Besitzer eines bestimmten Gebietes oder Landstrichs in chronologischer Form aufgelistet waren. Diese Unterlagen sind sehr hilfreich für genealogische Forschungen, da die Hypothekenbücher Informationen über die Besitzer des Grund und Bodens enthalten in Form von Verfügungen, Testamenten, Käufen und anderen wichtigen Begebenheiten. Unglücklicherweise haben viele dieser Bücher die kriegerischen Zeiten nicht überstanden.

Ähnliche Informationen und manchmal noch präzisere für die Zeiten vor den Teilungen Polens können in weiteren Akten aufgefunden werden. Genannt seien: "ksiegi grodzki i ziemski" (= Burg- und Landgerichtsakten bzw. Aufzeichnungen). Auch hier wurden viele Unterlagen während des zweiten Weltkrieges zerstört. Weitere Schwierigkeiten bestehen darin, daß diese Unterlagen und Akten in alten Handschriften und in Latein geschrieben wurden. Andererseits, falls jemand das Glück hat und beispielsweise einen dieser Erbfälle auffindet, kann er eine Stammfolge von mehreren Generationen in diesem günstigen Augenblick aufdecken.
Es existierten allerdings auch Adelige, die nicht einmal ein kleines Stück Land besaßen, die es daher für ihren Lebensunterhalt von einem anderen Adeligen pachten mußten. In solchen Fällen erscheint in den Büchern die Bezeichnung "dzierzawca" (= Leihpächter). Andere Adelige standen als Aufseher oder Verwalter (rzadca oder ekonom) bei Magnaten, d.h. hohen Adeligen oder Großgrundbesitzern, in Diensten.

Die Besitzer (hares) oder Herren (dominum) der Ländereien lebten zumeist in Gutshäusern (dwor). Der Kleinadel, manchmal von den Magnaten (Großgrundbesitzern) verächtlich "bäuerlicher Adel" genannt, lebte nicht so feudal wie der vermögende Adel, sondern in einfacheren Gehöften und Gebäuden. Selbst Edelleute (Kleinadelige) als Besitzer kleinadeliger Dörfer verdingten sich mit Saisonarbeit bei den vermögenderen adeligen Gutsbesitzern.
Auch Hofbauern dünkten sich gleichstehend mit ihnen, und nur so ist es zu erklären, daß in Reymonts historischem Roman "Die Bauern" ein Bauer die "von Rschepetzkis" mit den Worten beschimpft: "Edle Herren, Aaszeug, Sack und Pack. Weichselzöpfe, ohne Pferde kommen sie aus, weil die Läuse sie schon allein vorwärts tragen."

Die Gutshäuser des wohlhabenden Adels konnten ein kleines Schloß sein, ein anmutiges Gutshaus oder auch ein bescheideneres Haus mit mehreren Räumen.        
      sieniawa prince josephs palace
Ein adeliges Gutshaus konnte auch ein Teil eines Landgutes (praedium), Vorwerks (rusticum) oder Meierhofs sein. Praedium oder Rusticum sind altertümliche lateinischeBezeichnungen für ein großes Landgut.
Diese befanden sich zumeist im Besitz von reichen Landeignern oder Magnaten (Vornehmste und höchste Adelige), von welchen es verschiedene im gleichen Ort geben konnte.
Jeder dieser Besitzer oder Eigner eines Dorfes konnte verschiedenen Familien gleichen Namens angehören, einen anderen oder Beinamen führen und gleichen oder verschiedenen Wappengenossenschaften angehören
.

Der Terminus "mansa" (poln. plebania) bezeichnet kein Herrenhaus, sondern eher ein Pfarreigebäude mit Grundbesitz im Dorf selber, der zur Kirche gehörte und zur Versorgung des örtlichen Pfarrers diente.

In geschichtlicher Zeit war ein Praedium aus Steinen und Mauern gebaut und diente als Verteidigungsaußenposten. Es wurde deshalb auch "praedium militare" (militärischer Land- oder Außenposten) genannt. Ein ähnliches, besser beschreibendes Wort für den gesamten Landbesitz ist das alte lateinische "latifundium" (großes Landgut).
Auch Bauern (polnisch kmieci oder chlopy) konnten Teile des adeligen Guts - oder Grundbesitzes pachten. Das lateinische Wort "demense" (Pacht an Hörige) bezeichnet ein derart vom adeligen Besitzer verpachtetes Land an die Untertänigen und leibeigenen Bauern. Die sogenannten Meierhöfe wurden wiederum von Kleinadeligen, die in Diensten der Großgrundbesitzer standen, verwaltet.
Nach Aufhebung der Leibeigenschaft wurde das Land zwischen dem Gutsherrn als zum Gutsbezirk zugehörigen Grund und Boden und der bäuerlichen Bevölkerung aufgeteilt.
Aber selbst nach der Auflösung der Leibeigenschaft bestand immer noch ein Unterschied zwischen dem Gemeindeland und dem Land, das zu den Gutshöfen der größten Landeigener, also des Adels gehörte, obwohl sie nicht mehr länger Besitzer der Dörfer und Orte und des sie umgebenden Gemeindelandes waren. Ein Gutsbesitz umfaßte in hügeligem Gelände über 100 bis 200 morgow (Morgen), aber bis zu 500 und mehr morgow in ebenem Gelände. Große Rittergüter und Gutsbesitze existierten noch zahlreich während der russischen Besetzung im Osten (Polesien, Wolhynien und Podolien).

Das Rittergut derer von Pisarski war in der Nähe von Lemberg, es steht wohl noch eine Ruine, wir wissen jedoch im Moment nicht Näheres.
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weiter zu Die Entstehung der Namen des polnischen Kleinadels .........


zitiert aus:Kleiner geschichtlicher Abriß zum polnischen Adelswesen von Werner Zurek h Szur

 



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