Die
Ritterschaften wurden (dem Uradel
folgend) geschaffen, um den Ansturm der Türken im Osten und der
Mauren im Westen abzuwehren.
Ritter, der beritten und i.d.R.
gepanzert in den Kampf ziehende Krieger. Für das antike Rom Equites.
Im Mittelalter der Angehörige des Ritterstandes, der durch die
Gemeinsamkeit der spezifischen ritterlichen Lebensform (Rittertum)
bestimmt war. Aus dem Stand der unfreien Ministerialen ab dem 11.Jh.
durch den Waffendienst sozial aufgestiegen, wurde der Ritter in staufischer
Zeit zum Inbegriff des Adligen. [Quelle: MS LexiROM v2.0]
Rittertum (frz. chevalerie, engl.
chivalry), die Gesamtheit der ritterlichen Kultur und Lebensformen
des hohen und späten Mittelalter, die im Minnesang und im höfischen
Epos ihren literarischen Niederschlag fanden.
Das mit hohen Standesidealen versehene Rittertum entwickelte sich
zuerst in Frankreich und drang dann über Flandern und Burgund
in das Heilige Römische Reich vor.
Vornehmste Aufgaben des sich an einer ritterlichen Tugendlehre orientierenden
Ritters waren der Minnedienst, der Schutz der Kirche und der Schwachen
sowie der Kreuzzug.
Der Kampf gegen die ›Heiden‹ führte zum Entstehen eines mönch.-asket.
Rittertum neben dem weltl.-höf. (Ritterorden). Die Erziehung
des ritterbürtigen Knaben, die ihn auf den Zweikampf zu Pferde
mit Schwert oder Lanze vorbereitete (Turnier), aber auch geistig und
musisch bildete, endete mit der Schwertleite (Bekundung der Mündigkeit
und Waffenfähigkeit), später mit dem Ritterschlag (festlicher
Aufnahmeakt in die Ritterschaft). [Quelle: MS LexiROM v2.0]
Ursprünge des Rittertums:
Die germanischen Krieger, die im frühen Mittelalter Europa überrannt
hatten, kämpften noch zu Fuß. Erst zwischen 700 und 1000
n. Chr. wurden erstmals berittene Truppen zum Schutz gegen einfallende
islamische Völker, Wikinger und Magyaren eingesetzt.
Im 11.Jh. übernahm der Adel deren Ausbildung, unterrichtete in
der Taktik des berittenen Kampfwesens und entwickelte das Herren-
und Lehnswesen des Feudalismus. Mit der Zeit umgab das Rittertum ein
Nimbus, der aristokratische Eigenschaften mit christlichen Tugenden
und Minne verband.
Der ideale Ritter sollte – wie die Helden der epischen Dichtung –
tapfer, loyal und großzügig sein. Nach Meinung der Kirche
sollte er sein Schwert in den Dienst der Armen und Bedürftigen
stellen und an den Kreuzzügen ins Heilige Land teilnehmen.
Aus Südfrankreich kam die Vorstellung, ein Ritter solle einer
Dame von Stand dienen und ihr seine leidenschaftliche Liebe schenken,
auch wenn diese Liebe keine Aussicht auf Erfüllung hatte: Die
Dame war meist einem anderen versprochen oder verheiratet. Dieser
ritterliche Ehrenkodex spiegelt sich in den französischen Romanzen
und Chansons de geste, die von Troubadours und Trouvères vorgetragen
wurden. Im 13.Jh. erlebte das Rittertum seine Blütezeit. Es breitete
sich in ganz Europa aus und beeinflußte die populäre Literatur.
[Quelle: MS Encarta 97]
Aufnahme in den Ritterstand: Der Beruf des Ritters mußte
erlernt werden. Mit ungefähr sieben Jahren kam ein Junge in das
Haus eines Ritters und diente dort bis zur Pubertät als Page.
Anschließend wurde er Knappe, diente seinem Herrn im Feld und
erwarb kriegerische Fertigkeiten.
Im 12. Jahrhundert wurde er dann Ritter, wenn seine Meisterschaft
im Umgang mit Waffen von einem anderen Ritter anerkannt wurde. Dieser
versetzte ihm einen harten Schlag mit der Faust oder der flachen Seite
seines Schwertes und nannte ihn „Herr Ritter“. Im 13.Jh. wurde diese
Sitte durch immer aufwendigere Zeremonien verdrängt. Ein Knappe
mußte seine Rüstung – so wollte es die Kirche – auf einen
Altar legen und sie betend und fastend die Nacht über bewachen.
Vor dem Anlegen der Rüstung nahm er ein rituelles Bad. Ein hochrangiger
Adeliger schlug ihn schließlich zum Ritter, und er erwarb das
Recht, Waffen zu tragen. Anschließend wurden ein Turnier und
ein Fest abgehalten.
Turniere waren im 12.Jh. noch blutige Übungsschlachten. Im 13.Jh.
wurden sie zu sorgfältig organisierten Zweikämpfen um die
Gunst der zusehenden Frauen, oft sogar mit stumpfen Waffen. Da ein
frisch zum Ritter geschlagener Knappe nicht nur für Rüstung
und Schlachtroß, sondern auch für die Ausgaben der kostspieligen
Zeremonie selbst aufkommen mußte, waren immer weniger Knappen
zum Ritterschlag bereit. Die berittenen Truppen wurden deshalb in
zunehmendem Maße aus Söldnern und Landbesitzern gebildet,
die mit ihrer Stellung als waffentragende Knappen zufrieden waren.
[Quelle: MS Encarta 97]
Die Verbreitung ritterlicher Ideale:
Im späten Mittelalter wurde der Ritterstand immer exklusiver.
Es entstanden Ritterorden (im 14.Jh.) wie der Hosenbandorden in England
und der Orden vom Goldenen Vlies in Flandern.
Der Titel wurde erblich, wie der eines Barons, Grafen oder Herzogs,
und kaum jemand hatte mehr Anspruch auf ihn. Da die wenigen verbliebenen
Ritter jedoch mächtig und bekannt waren, hatten die Ideale des
Rittertums weiterhin starke Anziehungskraft. La Vita nuova (ca. 1293,
Das erneuerte Leben) von Dante zeigt, in welchem Ausmaß die
Patrizier von Florenz die Vorstellungen der höfischen Liebe übernommen
hatten.
Das Libro del Cortegiano (1528; ins Deutsche übersetzt 1565,
Das Buch vom Hofmann) von Castiglione beschreibt die Übernahme
vieler ritterlicher Tugenden durch die Kavaliere der Renaissance.
William Caxtons Übersetzung des Libre del l’orde de cavalleria
(13.Jh., Buch vom Ritterstand; ins Englische übersetzt unter
dem Titel Book of the Order of Chivalry) von Lullus Raimundus führt
die ungebrochene Beliebtheit des Rittertums gegen Ende des 15.Jh.
noch einmal vor Augen.
Am Ausgang des 16. Jahrhunderts, als sich der spanische Dichter Cervantes
in seinem Roman Don Quixote (Teil I 1605, Teil II 1615) über
das Rittertum lustig machte, war es bereits im Niedergang begriffen.
An der Schwelle vom 18. zum 19.Jh. wurde es in der Romantik noch einmal
für kurze Zeit wiederbelebt. Der Rittertitel wird heute noch
in mehreren europäischen Staaten verliehen. [Quelle: MS Encarta
97]
zitiert
aus:Vgl. Wilhelm Graf von Krockow: Adelsnamen..